Die fernöstliche Kampfkunst Judo wurde Ende des 19. Jahrhunderts vom Japaner Jigoro Kano entwickelt und hat sich seitdem zur beliebtesten Kampfsportart der Welt ent-
wickelt. Bereits im Jahr 1972 wurde Judo ins olympische Programm der Männer aufgenommen und seit 1992 dürfen sich endlich auch Frauen bei Olympischen Spielen im Judo messen. Der Deutsche Judo-Bund e.V. war 2015 mit über 150.000 Mitgliedern der zweitgrößte Kampfsportverband Deutschlands und gehört damit zusammen mit dem Deutschen Karate-Verband zu den 25 größten Sportverbänden unseres Landes.
Aber was ist eigentlich Judo? Was macht diesen Sport aus? Und was unterscheidet ihn von anderen Breitensportarten? Das Klischee von Menschen in weißen Anzügen, die sich gegenseitig über die Matte zerren, wird dem Judosport genauso wenig gerecht wie das Kampfsportlerbild, das Hollywoods Actionhelden à la Jackie Chan oder Jet Li vermitteln. Judo ist viel mehr als das: Der „sanfte Weg“.
Der Judosport hat sich die zentralen Überzeugungen verschiedener asiatischer Philosophien erhalten und steht damit in der jahrhundertealten Tradition des Zen-Buddhismus und des Ehrenkodex der japanischen Samurai-Krieger. Im Mittelpunkt stehen Werte wie Teamgeist, Fairness, Harmonie, Disziplin und der respektvolle Umgang mit Trainingspartnern, Trainern und Gegnern. Judokas versuchen ihre Gegner nicht mit Schlägen oder Tritten zu besiegen. Im Gegenteil wurden entsprechende Techniken gezielt aus dem Repertoire dieser Sportart entfernt, um ihre Attraktivität als Wettkampfdisziplin zu steigern. Ein Judokampf kann durch eine Vielzahl unterschiedlichster Wurftechniken und am Boden durch Haltegriffe, Armhebel oder Würgetechniken entschieden werden. Auf dem „sanften Weg“ gelangt der Judoka dabei zum Sieg durch Nachgeben. Es geht nicht nur darum, die eigenen Fähigkeiten wie Technik und Kraft optimal einzusetzen. Ein erfolgreicher Judokämpfer vermag es vor allem, die Aktionen und Bewegungen des Gegners zum eigenen Vorteil zu nutzen.